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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Barhuf Wanderreiten?


Mia
30.03.2009, 07:12
Guten Morgen alle zusammen!
Ich hoffe bei dieser Frage schlagen jetzt nicht gleich sämtliche Leser und Leserinnen die Hände über dem Kopf zusammen...
Wie sieht`s aus ohne Beschlag per Pferd zu wandern?
Wir haben hier in der Gegend mittlerweile ein recht gut ausgebautes Reitwegenetz mit ganz guter Bodenbeschaffenheit. Auf geteerte Wege muss man nur selten zurückgreifen. Mein Pony hat eine gute Hornqualität; Hornwachstum eher überdurchschnittlich und der Hufaufbau ist laut Schmied lehrbuchartig. Wenn wir einige Stunden am Tag und das mehrmals in der Woche im Gelände unterwegs sind, hatte sie bisher nicht mal ansatzweise irgendwelche Probleme.
Die Gründe, die für einen Beschlag auf Wanderritten sprechen leuchten mir durchaus ein. Andererseits sind Pferde von ihrem Ursprung her ja echte Nomaden und lange Strecken unterwegs gewesen.
Wie sind Eure Erfahrungen? Danke schonmal für Tipps, Infos und Erfahrungsberichte...
Liebe Grüße,
Mia

wotan
30.03.2009, 11:16
hallo mia:),wir haben ein pferd das unbeschlagen aber vorne mit easyboots schuhen lauft,ist die sache wert denn sie passen bombig,keine druckstellen und das pferd hat normalen abrieb bei normaler arbeit,bei längeren etappen ziehn wir die schuhe an und geht genauso gut wie mit eisen..;):)auch fahren wir mit schuhen,ist halt ansichts und geschmackssache..denke viele lassen das pferd halt beschlagen weil sie die arbeit mit dem selber raspeln usw. und anpassen der schuhe ned machen wollen..muß man ausprobieren..;)unser altes pferd ist vorne beschlagen und auch nur weil er sonst gern hufgeschwüre bekommt,auch da entscheiden wir zum wohl des pferdes.wenn deine wege ned nur aus schotter und teer bestehen würde ich auf dauer auf temporären hufschutz ned verzichten und eher das pferd schonen, geht halt alles irgendwann auf die gelenke und bänder und sehnen.usw. daher lieber vorbeugen und dem pferdle was gutes tun,entweder mit schuhen oder übern sommer beschlagen lassen wenn du längerer strecken gehen magst..ist nur als tip zu verstehen,machen mußt du es nach deinem gefühl,kennst dein pferdle besser..:)liebe grüßle stephi

gerald
30.03.2009, 13:55
Grüß Euch!

Barfuß ist sicher die natürlichste Art, wie ein Pferd gehen kann, aber leider haben halt die wenigsten Pferde so gute Hufe, daß sie es auf Dauer aushalten.

Abgesehen davon ist der Vergleich mit der Natur etwas hinkend, denn in der Natur bewegen sich Pferde etwa 12-16km im langsamen Schritt, meist grasend auf unbefestigtem Boden und OHNE Reiter am Buckel, oder Kutsche am Arsch.

Bei Touren in unbekannten Gegenden weis man auch nie, welcher Boden einen erwartet.

Wenn´s der Huf packt, dann ist es sicher OK, aber ich habe schon zu oft ein "natürlich" gehendes Pferd gesehen, welches ganz offensichtlich schon so bodenfühlig war, daß es mir erbarmte.

Und im schweren oder schlammigen Gelände sind Eisen (event. sogar mit Stollen) schon ein guter Halt. Was nützt ein Barhuf, wenn er rutscht wie der Teufel und damit Pferd und Reiter gefährdet?

Es ist also sicherlich von Pferd zu Pferd und von Anforderung zu Anforderung ganz individuell, wie man es macht.

LG gerald

Wolfman
30.03.2009, 14:13
Begrüßung,

ich denke das es schwierig ist das zu entscheiden. Wenn ich sicher wüßte das ich weiche Wege habe und wenig bis gar kein Schotter und so gut wie kein Asphalt, hätte ich kein Problem damit Barhuf los zu ziehen(vorausgesetzt die Hufe sind ok, kein Verdrehen usw.). Der Halt mit Barhufen ist unwesentlich schlechter als mit Eisen, und Dauerhaft mit Stollen zu reiten bedeutet auch dauerhaft mit einer Fehlstellung zu reiten (viele machen nur hinten Stollen rein). Ich habe für mich auch die Hufschuhlösung entschieden, für längere Ritte in unbekanntem Terrain nehme ich sie mit, wenn´s zu Hause "ne Runde um den Block" ist geht er Barhuf. Aber wie auch von Stephi schon gesagt, Du kennst Dein Pferd am Besten.

Gruß Ben

Mia
30.03.2009, 15:28
Schon mal vielen Dank für die Antworten...
Als ich heute morgen auf`m Weg zur Arbeit war - wohlgemerkt nachdem ich den Beitrag geschrieben habe - ist mir selber auch aufgefallen, dass der Bezug auf den Ursprung der Pferde reichlich hinkt!:)
Aber das mit den Schuhen wär ein Versuch wert, nachdem ich jetzt auch mal positive Meinungen darüber gehört habe. Das war nämlich bisher nicht so der Fall...Wie heisst es noch so schön? "Versuch macht klug."
Liebe Grüße, Mia

Wolfman
30.03.2009, 16:22
Wenn Du Schuhe probierst, dann bring jede Menge Geduld mit. Falls Du jemanden bei Dir in der Nähe hast der die Dinger vertreibt und anpaßt, dann laß ihn kommen. Du sparst Dir evtl. viel Geld und Zeit. Bei uns in der Gegend gibt es niemand der, ohne ettliche Anfahrtskosten zu verlangen, kommen würde. Wir haben die Easyboots probiert, und obwohl wir fleissig gemessen haben, Hufe abgezeichnet usw. haben wir Schuhe dann bestellt, umgetauscht da doch zu groß oder zu klein, im großen Auktionshaus wieder verhöckert und dort wieder gebrauchte gekauft bis es alles mal gepaßt hat. Auch das An- und ausziehen verlangt Übung und Geduld. Aber wenn dann alles paßt, hast Du außer der Mehrzeit für´s an- und ausziehen kaum Nachteile. Allerdings gilt auch zu beachten das auf Schnee oder Matsch die Dinger nichts halten. Dann muß man Stollen nachrüsten oder Barhuf gehen. Wenn meine Abgelaufen sind werde ich sie mit Kunststoffbeschlägen neu besohlen. Das ist a: billiger als gleich neue kaufen und b: kann ich nach einer Sohle mit mehr oder anderem Profil schauen, falls sich das Originalprofil als nicht alltagstauglich herausstellen sollte.

Gruß Ben

dusty
31.03.2009, 13:03
In unserem Stall gibt es mehrere Barhufpferde. Es dauert allerdings auch sehr viel Zeit, Pferde umzustellen. Nicht nur das laufen lernen auf den Sohlen dauert, auch die Hufbehandlung, der neue Schnitt und das ständige Huffeilen ist zeitintensiv. Aber wenn jemand das durchsteht, kann er sein Pferd durchaus dazu bringen, ganz ohne Eisen auszukommen. Je höher der Abrieb am Horn, so schnell auch das Nachwachsen. Wenn ich es nicht selber täglich sehen würde, wäre ich auch skeptisch.
Für unsere Pferde haben wir allerdings Kunststoffeisen von Duplo. Wohl das Beste was unsere je am Huf hatten.

gerald
31.03.2009, 15:06
Da sieht man wieder einmal, wie unterschiedlich die einzelnen Pferde reagieren!
Meines rutschte mit div. Kunststoffbeschlägen und mit Hufschuhen so gewaltig auf Asphalt, Beton und vor allem auf Gras, daß es gar nicht mehr gehen wollte.

LG gerald

dusty
01.04.2009, 19:15
Wir haben auch andere Kunststoffbeschläge ausprobiert und waren nicht zufrieden. Da die Hälfte unseres Paddocks mit Betonknochen gepflastert ist, können wir sehr gut sehen, wie diese Duplos halten. Im Winter werden 2 Stifte ins Eisen geschraubt und die Pferde rutschen nicht mehr oder weniger als Barhüfler oder Eisenbeschlagene.
Was das Laufverhalten angeht, es ist viel lockerer, über grobe Stellen, die mit Eisen umgangen wurden, laufen sie jetzt wie in Joggingschuhen. Die Haltbarkeit entspricht denen von Eisen und die Kosten sind vergleichbar. Einzig der Schmied ist gefordert - er muss äusserst sauber und genau arbeiten. Da unterscheiden sich dann die Künstler.

dusty
04.04.2009, 10:46
Zu dem Themenbereich fand ich folgenden Artikel:

http://www.suedwest-aktiv.de/region/swp_laichingen/laichingen_und_umgebung/4249387/artikel.php?SWAID=001f16695882bcb8016bf06f6444d596

Wolfman
04.04.2009, 17:31
Tja, da sehe ich erst jetzt was ich denn so für eine Korifäe in der Nähe habe......

Hannah
12.07.2009, 15:58
Meine Pferde laufen auch barhuf. Egal, auf welchem Boden, sie haben keinerlei Probleme. Eine ganze Menge positive "Nebeneffekte" habe ich ebenfalls beobachtet (z.B. keine geschwollenen Sehnen mehr etc.). Anton Voit aus dem Artikel ist ein Kollege von mir, wir haben am gleichen Lehrinstitut gelernt und arbeiten auf die gleiche Art.


Es dauert tatsächlich je nach bestehender Hufsituation eine Weile, bis der Huf auf jedem Boden "einsatzbereit" ist (besonders Schotter macht anfangs oft noch Probleme). Allerdings geht diese Phase ja vorbei und man kann notfalls auf "gemeinen Böden" Hufschue anziehen, bis der Huf sich regeneriert hat.
War die Hufform zuvor nah an der natürlichen Form, gibt es in der Regel kaum einen Lauf-Unterschied zu vorher - meist läuft das Pferd schlicht besser und entspannter.
Als Hufschuh eignet sich z.B. das relativ neue Modell "Glove" von Easyboot - er ist sehr leicht, behindert den Huf in seiner natürlichen Bewegung nicht und ist schnell anzubringen.


Jap, je mehr Bewegung, desto mehr WACHSTUM... jedenfalls bei richtiger Hufform. Nichts mit >zu kurz<.

Unsere eigenen Pferde reiten wir so viel und häufig, dass ich nur ganz selten (ca. 8 Wochen Takt) mal etwas an den Hufen tun muss. Zu kurz werden sie uns nie. Würden wir noch mehr reiten, würden sie eben noch mehr Horn produzieren.

Eigentlich sollten die Hufe sich ja durchs Laufen kürzen... dass Hufpflege nötig ist, kommt ja nur daher, dass wir dem Pferd als Lauf- und Steppentier nicht gerecht werden.

gerald
12.07.2009, 17:13
Servus Hannah!

Ich finde Barhuf auch recht gesund, ABER das kommt m.E. sehr auf den Einsatzbereich und den Pferdetyp an.
Ich könnte z.B. nie unsere rutschigen Lehm-Waldwege sicher reiten, wenn ich nicht 10-12mm Stollen hätte. Oder auf meiner Tour in den Schweizer Alpen. Da gingen wir stundenlang über Geröllhalden. Da ohne Eisen, das kann ich mir nicht vorstellen. Ich musste dort 1x/Woche (etwa 200km/Woche) die Eisen erneuern, weil sie durch waren!

Wie viele km machst du im Monat?

LG gerald

Molly
12.07.2009, 17:17
Hanna, wenn ich dich richtig verstehe, dann können Hufe in der Tat gar nicht zu kurz werden, denn ausgleichend zum Abrieb wächst das Hufhorn einfach schneller nach, richtig? Ich frage mich jetzt, warum schon die Ägypter mit Hufschutz herumexperimentiert haben, wenn es doch ganz unnötig ist?

Hannah
12.07.2009, 20:34
@Molly: genau. Er kann eigentlich nicht zu lurz werden. Das liegt daran, dass bei richtiger Hufform die Durchblutung stimmt, und der Stoffwechsel sorgt dann für Wachstum. Jeder Schritt bringt normalerweise die Menge eines "Schnapsglases" an Blut durch die Lederhaut. Verdammt viel, wenn das Pferd viele Schritte macht.

Nachdem ich in einer Woche mal zwei Ganztagesritte mit über 30 Kilometern gemacht hatte, konnte ich in der Woche danach ein vermehrtes Wachstum im Huf erkennen (circa 0,7 cm neues Horn, das ist ganz überdurchschnittlich viel). Wäre ich weiterhin so viel geritten, hätte ich nicht schneiden müssen... so musste ich dann bearbeiten.

Der Huf braucht allerdings eine gewisse Feuchtigkeit, damit die Abnutzung nicht zu schnell geht (wenn man einen jungen, saftigen Stock auf der Straße reibt, gibt es "Fusel" und Abnutzung, jedoch relativ geringe... wenn man einen trockenen Stock reibt, raspelt er sich mehr und schneller ab, als ein feuchter.)

Die Haltung spielt eine Rolle - Offenstallpferde haben durch die ständige Bewegung eine bessere Durchblutung = gesünderes Wachstum. Ammoniak schadet den Hufen, denn sie bestehen aus Eiweis und werden durch Einwirkung von Ammoniak geschwächt... auch hier sind Offenstallpferde normalerweise im Vorteil.

Stimmt die Barhuf-Form nicht ganz, reibt der Huf sich schneller ab, wird schlechter durchblutet etc. etc... gibt da ganz viele Faktoren, die zusammenspielen und dazu führen, dass ein Barhuf leistungsfähig ist, oder man sich entscheidet, etwas darunter anzubringen, um den Abrieb zu vermindern.


Ich habe heute Mittag im "Weitreiter"-Forum hier Günter Wamser erwähnt. Er reitet auf unbeschlagenen Pferden durch ganz Amerika :) durch die Rockies... es geht :) zuerst war er mit beschlagenen Tieren unterwegs. Als er dann von der Barhufsache hörte, "stieg er um" und macht nun schon seit einer großen Strecke so weiter.


@Gerald: das hängt von der Hufbearbeitung ab, denke ich.
Barhuf ist nicht gleich barhuf. Hufhorn ist eigentlich "stärker" als ein Eisen, da es nachwächst und anders abgenutzt wird.

Ich schneide einigen Pferden die Hufe, die vielseitig geritten werden. Sie haben mehr Grip und sind vor allem ausbalancierter, als zuvor mit Eisen und Stollen.

Unsere eigenen Tiere sind sicher auf jedem Boden, egal, ob rutschige, feuchte Wiese, steinige und bergige Strecken, oder Asphalt... ich wohne in der Gegend um Aachen, wir haben auch viel Lehm beim Ausreiten und auf unseren Hangwiesen. Macht aber gar nichts, sie sind sicher auf jedem Untergrund und in jeder Gangart. Klar werde ich nicht über eine Lehmstrecke drüberjagen, aber flotter Trab tut´s ganz gut und risikolos.

.....

Hätte ich alles auch nie geglaubt, wenn ich es nicht selbst gelernt und erfahren hätte.
Ich weiß, dass das alles total seltsam und unmöglich klingt. Und ein Huf wird auch nicht "von heute auf morgen" total fit sein - ähnlich wie ein Muskel, der Einsatz bringen soll, braucht er etwas Vorbereitung und "Training".

Ich bin selber auf die Barhufsache gekommen, weil mein Pferd aus konventioneller Sicht austherapiert war und ich nach Alternativen suchte. Ich habe das Pferd mitlerweile selbst nicht mehr, weil ich zu wenig Zeit habe. Sie ist aber vollständig genesen und gehört mir auch noch, ich habe sie jemandem zur Verfügung gestellt, der sie reitet und sich um sie kümmert.
Wenn sie nicht so behandelt worden wäre, wäre sie sicherlich schon seit einigen Jahren im Pferdehimmel.

*sorry... verdammt viel Text ;)*

Molly
13.07.2009, 08:26
Hallo Hanna,

Günter Wamser verwendet soweit ich weis ebenfalls einen Hufschutz. Hufschuhe, oder? Meine das in der FS gelesen zu haben…

Und er hat einen weiteren entscheidenden Vorteil – eigentlich zwei… er ist mit Mustangs unterwegs, deren Hufe wohl eine ganz andere Voraussetzung und Abhärtung ausweisen als unsere heimischen verweichlichten, verzärtelten und umsorgten Pferdchen UND er hat mehrere Pferde, also muss nicht jeweils nur ein einziges Pferd die Belastung tragen (ich meine sogar, dass er die Pferde wechselt – aber das weis ich nicht genau…)

Das machen viele Völker so, bsp. Mongolen, die kennen sowas wie Hufbearbeitung nicht, ein Pferd wird aber auch nicht durchgehend geritten, das darf zur Erholung immer wieder in die Herde. Mag sein, dass nach zwei Wochen Dauerbelastung noch kein Problem wg. zu kurzer Hufe entstehen konnte und bevor es dazu kommt, wird das nächste Pferd gesattelt.

Wäre ja eigentlich unnötig, wenn der Huf so schnell nachwächst… und warum haben die alten Römer schon mit Hufsandalen gearbeitet, warum haben die Kelten schon Hufeisen aufgenagelt?

Versteh mich nicht falsch, ich finde es toll wenn Pferde natürlich und barhufig laufen können und dürfen! Ich glaube nur ehrlich gesagt nicht, das es immer (zum Wohle des Pferdes) möglich ist…

gerald
13.07.2009, 13:33
Servus Hannah!

Tatsächlich ist ein Pferdehuf dafür gemacht ein Pferd OHNE Reiter 12-16km täglich auf Steppen- oder Grasboden zu bewegen. Alles andere ist unnatürlich.

Hufhorn ist NICHT härter als Eisen. Vergleiche mal die Vickers-Härte. Hufhorn wird mit 3-4 angegeben, Eisen je nach Legierung mit 6-8.

Außerdem geht es nicht nur um den Abrieb, sondern auch um das einreißen der Kanten, was nach meinen 30 jährigen Erfahrungen mit etlichen Pferden das größere Problem ist.
Und wie gesagt der Halt des Hufes auf rutschigem Boden. Kein Huf kann da mit Stollen mit!

Natürlich ist Barfuß bei geraden und gesunden Hufen am besten, aber wie viele Pferde stehen schon auf absolut korrekten Hufen?

Und last but not least, die Kilometerleistung. Ab und an mal 30 km halten gute Hufe auf vernünftigem Geläuf sicher aus, vor allem wenn sie sich dann etliche Tage wieder regenerieren können. Bei 1-2 Wochen schaut die Welt aber ganz anders aus.


Ich finde es gut, daß du dich so für Barfuß engagierst, aber in meiner langjährigen Praxis habe ich schon zu viele sohlenfühlige Pferde gesehen, auf denen Reiter saßen die noch ganz stolz behaupteten, wie "sorgfältig" sein Barfüßer nun auftritt.

LG gerald

Hannah
15.07.2009, 08:08
@Molly:
Herr Wamser hat alles Mögliche ausprobiert, das stimmt. Immer neue Eisen mitzunehmen war ein Transportproblem aufgerund des Gewichtes. Hufschuhe hat er viele Sorten durchprobiert aber kaum eine hielt stand.

Ich kenne ihn persönlich, weil ich auf einem privaten Vortrag mit ihm bei einem (Huf-)Kollegen von mir teilgenommen habe. Mein Kollege betreut ihn mit der Hufsache seit mehr als einem Jahr und Günter schickt ihm regelmäßig Fotos von den Hufen. Er reitet jetzt ohne, ganz sicher.

Auf dem ersten Teil der Strecke hat er Eisen gehabt, dann anderes versucht, und seit etwas über einem Jahr reitet er barhuf.


@Gerald:
War vielleicht irrig formuliert. Aber ich habe ja geschrieben: Hufhorn ist eigentlich "stärker" als ein Eisen, da es nachwächst und anders abgenutzt wird.

Stärker, im Sinne von "abnutzresistenter". Bzw. es wächst bei richtiger Hufform schnell genug nach, so dass es nicht zu kurz wird.

Ich respektiere deine langjährige Erfahrung und wir müssen das hier ja nicht weiter- oder ausdiskutieren, aber vielleicht hast du ja nie einen ganz gesunden Barhuf gesehen?
Bei mir gibt es z.B. keine einreißenden Kanten. Das ist nur der Fall, wenn die Hornqualität noch nicht gut ist, und dieses Stadium ist nach circa einem Jahr, wenn der Huf duchgewachsen ist >SPÄTESTENS< vorüber.

"Wie viele Pferde stehen schon auf korrekten Hufen?"
Stimmt. Wenige. Und deshalb frage ich mich, warum daran nichts geändert wird. Ist ja nicht angeboren =) das wird ja nur gesagt wird, weil man nicht weiß, wie man es ändern kann.


Habe seit Januar 4 Hufrehe und zwei "Hufrolle" Pferde behandelt. Drei (2x Hufrolle, 1x Rehe) sind schon wieder gesund und werden normal geritten, die anderen 3 brauchen noch circa 1-2 Monate. Alle 6 wären sonst eingeschläfert worden. Und das ist an der Tagesordnung =(
Ich glaube, es gibt viel zu wenig verbreitetes Wissen über gesundes Barhuflaufen.


Es gibt überlieferte Schriften, die belegen, dass schon früher mit barhufigen Pferden regelmäßig große Tageskilometerleistungen erbracht wurden. Ohne, dass die Pferde dabei anschließend "weggeworfen" ;) werden mussten.
Auch mit Reiter ist es möglich, barhufige Pferde täglich lange Strecken laufen zu lassen.


Vergleich "Hartlandhuf" (Mustangs, Araber, spanische Rassen etc.) zu "Weichlandhuf" (meisten Warmblutrassen, Haflinger, Dülmener, Camarguepferde, Kaltblüter etc.):

Wenn der Huf entsprechend vorbereitet, also trainiert wird, ist er in der Lage, täglich 30 km und mehr zu schaffen, egal, was er von Hause aus ist.
Meine Freundin und ich reiten sehr unterschiedliche Pferde. Sie hat einen Kaltblutmix mit sehr weiten, "weichen" Hufen, ich habe eine Araberstute.
Den Ganztagesritt haben wir gemeinsam bestritten. Und auch ihr Pferd lief problemlos und hatte keine zu starke Abnutzung o.Ä.. Auch er zeigte anschließend vermehrtes Wachstum.

Freunde von mir haben eine Wanderreitstation und leihen ihre Pferde auch aus. Sie haben sowohl harthufige, als auch weichhufige Rassen und beide sind gleich einsatzfähig und leistungsbereit.


Das alles ist meiner Meinung nach echt eine Frage der Hufform, des "Huftrainings", also der Vorbereitung, und der Haltung. Denn wenn das Pferd schon im Paddock harte Flächen und z.B. Kies zur Verfügung hat, können auch die Hufe entsprechendes Horn produzieren.

Molly
15.07.2009, 09:59
Es gibt überlieferte Schriften, die belegen, dass schon früher mit barhufigen Pferden regelmäßig große Tageskilometerleistungen erbracht wurden. Ohne, dass die Pferde dabei anschließend "weggeworfen" ;) werden mussten.
Auch mit Reiter ist es möglich, barhufige Pferde täglich lange Strecken laufen zu lassen.

ich bin neugierig, von wem sprichst du?

gerald
15.07.2009, 14:31
Servus Hannah!

Zu deinem Beispiel Hr. Wamser. In seinem Bericht schreibt er 20 000km in 5 Jahren, das sind 11km pro Tag. Da ist mir klar, daß die Hufe halten!

Auch ich hatte so ein Harthufepferd. Ein Arabermix, der nie in seinem Leben ein Eisen trug und 36 (!!!) Jahre alt wurde. Ich ritt ihn bis zu seinem 33 Lebensjahr. Ich beschliff seine Hufe tw. mit der Flex, weil mir das raspeln zu anstrengend war, so hart waren seine Hufe!
Selbst dieses tolle Pferd hielt NIE mehrere Tage a 30km am Stück aus. Bei sehr großen Touren mussten wir immer 2-3 Rasttage pro Woche einlegen.

Und wie gesagt, mein jetziges Pferd (Noriker mit ausgezeichneten Hufen) läuft auf größeren Touren ihre 10mm Eisen in 1 bis max 2 Wochen komplett durch.

Eine liebe Freundin von mir ist mehrfache Distanzmeisterin. Auch sie ist Barfuß-Fetischist und läßt ihre 3 Pferde so viel wie möglich ohne Eisen laufen. Im verschärften Training vor Bewerben und zum Bewerb allerdings muß sie beschlagen. Auch sie hätte zu viel Abnützung, eingerissene Hufe und wesentlich weniger Bodenhalt ohne Eisen mit Stollen.

Wenn deine Annahme stimmen würde, dann wären praktisch alle Arbeitspferde immer schon unnötiger Weise beschlagen. Ich glaube nicht, daß sich die Menschen so viel "unnötige" und teure Arbeit gemacht hätten, wenn es auch anders gegangen wäre. Ich bin sicher, sie haben es versucht und es ging NICHT.
Wie Molly schon schrieb, entweder sie wechselten ständig ihr Pferd (Cowboys, Mongolen, Indianer,...) oder sie beschlugen (Militär, Bauern, Säumer, Fiaker, Holzrücker, Kelten, Ägypter, Römer,....).

LG gerald

wotan
16.07.2009, 15:28
hallo;)habe die diskus aufmerksam durchgelesen und wollte auch meinen leisen einwand einbringen,ham selber ein genesendes wieder voll reit und fahrbares rehepferd zuhause und ham dieses allerdings in der umstellungsphase vorne mit hufschuhen am laufen,was definitiv für die schonung des noch schlechten hufhorns von immensem vorteil ist.seit etwa 7 monaten habe ich eine huforthopädin die dieses pferd nun schritt für schritt wieder in die normale und gesunde hufform bringt, bin selber erstaunt das es durch viel bewegn auf verschiedenen böden sichtbar möglich ist, das hufhorn zum wachsen zu animieren..sodele,langer text..sind nur meine erfahrungen gschwind und i bin sehr zufrieden mitm verlauf der hufrehe und der heilung bisher;)leider war unser langjähriger schmied davor 2 jahre ned in der lage das so zu korrigieren das das horn mal wuchs.daher gabs endlch nen wechsel der dem pferdle sehr gut tut bis heute,wöchentlich haben wir mehrere millimeter an neuem horn was wieder nach anweisung abgeraspelt oder abeschnitten werden muß,trotz der bewegung mit den hufschuhen,finde die entwicklung persönlich sehr schön,da sich vorher leider nix tat..:(bleibt immer zu bedenken was man mitm pferdle machen will reittechnisch und auf was für terrain bei welcher gangart..;)wir gehen viel schritt und auf schotter oder teer grundsätzlich kein andres tempo,graswege und weiche waldwege darf au getrabt werden,denke das schont auf lange sicht au die pferdegelenke usw..liebe grüßle stephi:)

Molly
17.07.2009, 10:27
Stephi,

ich sehe da gar keinen Einwand von dir :-)

Ich hab mittlerweile schon so viele gute Dinge bei Korrekturen von Probs am Barhuf gesehen… da gibt es wirklich tolle Sachen. Habe auch schon Vorträge von erfahrenen Barhufpflegern – Techniker, oder wie auch immer die heißen, gehört, da schlackern mir die Ohren was es für Pferdefüße gibt und wie toll die wieder hingekriegt wurden. Das verdient Respekt!

Hier geht’s nur nicht um die Frage, „wie kann ein Problemhuf am besten korrigiert werden“ oder „braucht mein Freizeithopser bei 30 Wochenkilometern auf Graswegen Eisen oder nicht“ sondern die Frage war „unten ohne auf ein Wanderritt“.

Wenn du so willst reden wir darüber, ob ein Sportler barfuß einen Marathon laufen kann, oder ob ein Bergsteiger barfuß den Mount irgendwas hochkraxln kann.

Sicher gibt’s auch da Beispiele, dass Buschmänner barfuß 100 Kilometer durch Afrika düsen, aber hätte ein Khalid Kannouchi (Marathonläufer aus Marokko) seinen Weltrekord ohne geeignetes Schuhwerk aufstellen können? Weis nicht, ich glaube, seine Konkurrenten mit Schuhen hätten da einen Vorteil zu verzeichnen gehabt ;-)

Edit: vorbeugend noch der Hinweis, dass ich der Überzeugung bin, dass ein Europäer NICHT 100 km barfuß durch Afrika düsen kann... der hält das mit seinen verweichlichten Füßen wahrscheinlich nicht durch :-) so wie ich die verweichlichten verzüchteten Füße meines Ponys wirklich nicht mit Mustangfüßen vergleichen kann ...

gerald
17.07.2009, 13:07
Servus Molly!

Das hast du sehr gut zusammengefaßt!

Ich möchte dich nur in einem Korregieren. Dein verzüchtetes und verweichlichtes Ponny rennt selbst bei "normalem" Gebrauch wesentlich mehr km und noch dazu auf ungeeignetem Untergrund und mit dem Reitergewicht, als es ein "harter" Mustang je täte.

Noch dazu finde ich solche Vergleiche ohnehin nicht zutreffend. Man kann nicht ein Tier "nicht artspezifisch" halten/gebrauchen und es mit Vorbildern aus der Natur vergleichen.
Reiten ist UNNATÜRLICH, daher sind oft auch unnatürliche Methoden nötig, um Verschleißerscheinungen zu minimieren.

LG gerald

wotan
17.07.2009, 22:22
hi zusammen;)dann bini ja beruhigt,wollte au nur meine erfahrungen einfliessen lassen und bin au begeisterter barhuffan,allerdings eben mitm zusatz, wenns nötig ist dem pferdle halt hufschuhe temporär anzuziehen,bisher meine beste methode bei meinem pferdle und es bestärkt mi da weiterzumachen und es geht dem tier damit sehr gut:)finde die aufstellung au sehr gut und kann dem in einigen punkten zustimmen und finde es gut wenn man es dann durchzieht;)liebe grüßle stephi..meiner läuft im moment mit hufschuhen sämtliche wege bei uns au schotter und ist seit 3 jahren hinten ohne eisen und das nach der umstellung ohne probleme seither,bearbeite die hufe nach vorgabe alleine und alle 6 wochen schaut meine ho und korrigiert gegebenfalls,wasi au immer mit ihr wöchentlich abspreche..achso..mir fiel auf das bewegen und bewegen heißt viel bewegen das horn wirklich animiert dann zu wachsen,kann es deutlichst an den hufen meines wallachs sehen:)scheint bei ihm der optimale weg zu sein..;)

Hannah
20.07.2009, 15:37
Hi hi,
war auf Seminar und wir haben danach Heu reingeholt, deshalb war ich eine ganze Weile nicht online.
Ich habe auch jetzt gerade nicht so viel Zeit, komme aber, wenn ichs nachher schaffe, mal eben reingehüpft, um eure Antworten zu lesen und was zu schreiben =)

VLG-Hannah