Servus Angie!
Ich gebe da Ben recht. Das ist eine Sache der Durchsetzung.
Wäre deine Stute wirklich nur ängstlich, dann wäre sie das IMMER. Sie aber "spielt" m.E. nur. Bei klugen Pferden, welche noch zu wenig mentale Bindung zu ihrem Reiter haben kommt das oft vor. Da wird ihnen fad im Schädel und sie beginnen das Fürchten-Spiel.
Ich würde so viel wie möglich Bodenarbeit mit ihr machen. WAS du dabei übst ist eigentlich egal, es soll nur interessant für das Tier sein. So zeigst du deinem Pferd einerseits deine Dominanz, andererseits aber auch, daß es mit dir alleine auch nicht ganz fad sein muß.
Ich könnte mir sogar vorstellen, daß du dieses Problem nur auf dem Reitplatz lösen kannst und gar nicht draußen üben musst.
Du schreibst weiters, daß sie "nur eben eine Stute" ist.
Ich weis was du damit meinst, ich bin absoluter Stuten-Fan. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß die meisten Stuten wesentlich intelligenter sind als Wallache (im Kindesstadium fixierte Männer). Sie müssen die Übungen oder Anforderungen nur verstehen, dann arbeiten sie sogar selbständig. Willenlose Befehlsempfänger sind sie aber nicht.
Ich finde es bei der Ausbildung von Stuten besonders wichtig, daß sich die Tiere auch "einbringen" können. Das ist jetzt schlecht zu erklären, WIE ich das meine. Eben nicht gleich bestrafen, wenn sie einen Fehler macht, sondern sie die Konsequenzen dieses Fehlers ausleben lassen.
Ein Beispiel: Sie kommt nicht gleich angelaufen, wenn du sie abends von der Koppel holst, dann bleibt sie eben über Nacht draußen und bekommt KEIN Kraftfutter in der Box. Am nächsten Tag wird sie ihre Handlungsweise überdenken, gleich kommen und DU bist dann die Gute, welche das Pferd zum Futter führt.
Anderes Beispiel: Am Reitplatz geht sie einfach in eine andere Richtung als gewünscht. Nicht strafen und sie bis an den Zaun gehen lassen und dort muß sie dann stehen bis ihr furchtbar fad wird. Dann noch einmal an die Stelle wo sie "falsch abgebogen" ist und in DEINE Richtung gehen, dann sofort loben, event sogar absteigen und Leckerbissen reichen.
So lernt sie, daß sie sich zwar einbringen kann ohne bestraft zu werden, aber die Konsequenz selber tragen muß. Im Endefekt erhältst du ein Pferd, welches sich gerne anbietet, weil es weis, daß es nicht gleich bestraft wird, aber sich auch sehr gerne führen läßt, weil es gelernt hat, daß DEINE Entscheidungen immer sehr gut (und schmackhaft) sind.
Meine jetzige Stute z.B. bekam ich vor 12 Jahren als knapp 4 jährig und unreitbar, weil stur und narrisch. Nach kurzer Zeit Bodenarbeit und längerem Spazierengehens, war ich auf einmal interessant für sie, konnte mich draufsetzten und los ging das reiten. Alles ganz ohne Druck, ich habe sie nur die Entscheidung treffen lassen und mich als verlässlich und vorhersehbar gezeigt.
Heute habe ich eine Partnerin, welche mitdenkt, sich einbringt, Verantwortung übernimmt und absolut zuverlässig ist.
LG gerald
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