Hi Gerald,
eine Achsschenkellenkung an der Kutsche sehe ich persönlich als nicht sehr sinnvoll an, da sich der Wendekreis erhöht und die Rangiererei von Hand merklich erschwert wird. Sie ist wahrscheinlich komplexer aufgebaut und dadurch warscheinlich auch störanfälliger.
Eine neue Anspannungsart ist schön und gut, ABER wo sind die Vorteile? Ist das Ganze zu einer "normalen" Achenbachanspannung kompatibel? (Achenbach deshalb, weil das wohl in unseren Breiten das meist Verbreiteteste sein dürfte und auch auf den meisten Turnieren gefordert wird). Außerdem wird (zumindest in D) zu 99,9 % die Fahrschule auf das Achenbachsystem aufgebaut, da sie immer noch, bei korrekter Anwendung, als die Pferdeschonensde gilt. Ich stelle es mir schwierig vor, wenn Fahrschulen 5erlei Geschirre und ebensoviele Anzen pro Wagen anschaffen müßten.
Zum Thema Sättel:
a: gibt es bereits Kunststoffbäume, auch in hochwertigen Sätteln und
b: ist Kohlefaser teuer. Wer kauft schon einen Sattel für 3000.- Euro, nur damit er 3-4 kg leichter ist. Da ist doch einer für 2000.- genauso gut bei gleicher Qualität. Einen Großteil des Gewichtes macht einfach aiuch das Leder aus. Ein gescheites dickes Leder macht wahrscheinlich das halbe Sattelgewicht aus.
Und beim Geldausgeben geht ja der Trend leider ehr in die andere Richtung. Lieber etwas minderwertiger und bezahlbarer, der Pferderücken wird´s schon aushalten.
Was die Aufhängungen der Satteltaschen betrifft, so hast Du recht. Da es allerdings auch zig Variationen von Satteltaschen gibt, die teilweise die unterschiedlichsten Befestigungsarten haben, hat man sich wohl im Sattelbau damals (vorem Kriag) wohl auf gewisse Standards geeinigt, die beim Militär wohlgefallen fanden und in das System passten (alle Sättel gleich, alle Satteltaschen gleich usw.)
Für Tapaderos und Co. scheint bei uns wohl auch kein Markt zu sein. Ich sehe zumindest sehr selten Reiter die ihre Steigbügel einpacken. Und gefütterte Chaps, will ich mal behaupten, bekommt man beim gut sortierten Westerndealer. Ein einigermassen kompetenter Händler wird sie zumindest besorgen können.
Ich will in dem ganzen eigentlich nur auf 3 Sachen raus:
1. alles neue braucht eine gewisse Kompatibilität. Es muß Vorteile bieten wenn ich es einsetze ohne das ich mein altes Zeug komplett ersetzen muß.
2. Es muß ein Markt vorhanden sein. Gibt es keine Nachfrage, wird keiner sich Ladenhüter an Lager legen. Daß es geht, hat Biothane bewiesen: sehr viele Lederfetischisten sind umgesprungen oder haben sich zu ihrem Lederzaum noch Plastik hergetan, das es pflegeleichter und stabiler ist (außerdem ist es so schön bunt ) Heut kriegst Du das Zeug als Rohware nachgeschmissen.
3. Es muß bezahlbar sein.
So, jetzt ist´s ein Roman geworden. Wenn ein Verlag die Rechte will kann er sich gerne bei mir melden

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Gruß Ben
PS. eine Achsschenkellenkung kann theoretisch an einer Kutsche nicht funktionieren, da der Wagen nicht 1 zu1 hinter den Pferden nachläuft, sondern einen engeren Wendekreis fährt als die Pferde laufen. D.h. die Pferde müßten schon bei leichten Biegungen zu jedem Schritt nach vorne mindestens einen zur Seite machen damit sie der Wagen nicht umdrückt. In engen Kurven müßten sie diagonal seitlich versetzt laufen was einen Knoten in den Füßen zur Folge hätte.
Anhänger werden aus diesem Grund auch nicht mit Achsschenkellenkung gebaut.