Erfahrener Benutzer
Registriert seit: 10.02.2011
Ort: Schweiz, Kt. Schaffhausen
Alter: 70
Beiträge: 181
Abgegebene Danke: 2
Erhielt 17 Danke für 11 Beiträge
Renommee-Modifikator: 15
|
Samstag, 3.8. Sar Khol – Zost Erek
Der letzte Tag unserer Rundreise. Es war warm diese Nacht, wir waren nur noch auf 1800m. Die Nacht war Sternenklar und man konnte sehr gut die Milchstrasse erkennen. In der Ferne blinken immer wieder Lichter der Autos auf, die die große Strasse benutzen. Wir ziehen am See entlang Zost Erek entgegen. Peter wollte über einen anderen Pass und ich wundere mich über die eingeschlagene Richtung. Doch heute soll Berdibek führen und der hat sich für einen weniger steilen Pass entschieden. Wir kommen zunächst in das Tal in dem der Kamelhengst stehen soll, doch wir sehen ihn nicht. Wir reiten weiter und das Tal wird weitläufig und trocken. Ich dachte, dass mein Pferd heute flott zulaufen würde, da es endlich heimgeht, doch leider Fehlanzeige. Es zottelt gemächlich vor sich hin. Ueber einen langgezogenen Aufstieg kommen wir endlich zur Passhöhe und ebenso lange dauert es, bis wir wieder ins Tal hinunter kommen. Unterwegs treffen wir einige Hirten, die hier mit ihrem Kamel und ihren Tieren Rast machen. Der Ofen aus dem Ger, wird auch hier aufgestellt. Das Teewasser kocht schon. Wir erfahren von den Hirten, dass unser Pferdemann schon nach uns Ausschau halten lässt. Wir kommen nach Zost Erek aber das Ger steht nicht mehr am gleichen Platz. Wir müssen Fragen wohin die Familie gezogen ist. Nur ein paar hundert Meter weiter nach Norden. Wir reiten dem Fluss entlang und Bidan kommt im Sonntagsanzug und Schlappen auf seinem Schimmel entgegen geritten und ist sichtlich froh seine Pferde gesund und munter wieder zu haben.
Wir satteln schnell ab, die Pferde werden einfach laufen gelassen, sie sind ja daheim!
Wir werden ins Ger gebeten, Bidan scheucht Olivia und mich auf die Frauenseite, Peter und Berdibek auf die Männerseite. Sie haben Besuch von Nachbarn und Freunden. Ca. 20 Menschen sitzen in dem vollen Ger. Wir sind etwas überrumpelt und es ist richtig heiß hier drin. Peter geht flüchten, um sich seiner 2 Shirts zu entledigen. Ihn haben sie ganz nach hinten zu den Atas, den älteren Männern auf einen Stuhl gesetzt.
Ata bedeutet der Ältere, Apa, die ältere und Apakei die jüngere. Uns wurde noch viel mehr erklärt, aber die vielen Bezeichnungen konnte ich mir nicht merken. Wir verstehen im Ger nicht viel, doch nach einiger Zeit erhebt der Älteste im Ger sich, verbeugt sich mit betenden Händen vor dem Gastgeber und verlässt wortlos das Ger. Es spricht sich schnell herum, dass wir wieder hier sind. Bidan hat uns ja auch schon von weitem erkannt als er uns entgegen kam. So kommt der Besitzer des Packpferdes vorbei und auch der des Schwarzen Ponys. Sie sind alle froh ihre Pferde wieder zu haben. Wir dachten die Pferde gehören alles Bidan. Mein Pferd gehört ihm auch nicht, sondern dem Fahrer, der uns gebracht hat.
Peters Pferd hat in einem Rennen den 1. Platz gemacht, was wir gerne gesehen hätten, diese Pferd in voller Aktion, denn es war nicht bereit schnell zu laufen. Meines hatte den 2. Platz gemacht, wobei ich ein paar mal gemerkt habe dass der gut zulaufen konnte, wenn er wollte! Wir mussten den Leuten nur noch klar machen, dass wir die Pferde noch mal 2 Tage brauchen. Es gab ein paar Missverständnisse wegen unserer Reisedauer. Wir wollten eine 2 Tagestour machen, haben uns dann aber auf 2 Tagesetappen geeinigt. So konnten ohne
Gepäck reiten und unsere Zelte stehen lassen. Wir nutzen die warmen Sonnenstrahlen und gehen am Fluss baden. Herrlich so frisch gewaschen und frische Wäsche anzuziehen. Die Zelte werden begutachtet, als wir sie aufstellen. Peter spielt mit ein paar Leuten Volleyball, ich entziehe mich, da ich das Spiel noch nie wirklich mochte. Berdibek sagt uns, dass sie ein Schaf schlachten wollen und das wollten wir uns anschauen.
Dem Schaf wird die Kehle durchgeschnitten und es blutet aus. Man kann schon verstehen warum Schächten bei uns verboten ist. Es vergehen einige Minuten bis das Schaf tot ist. Ausgenommen ist es schnell, das sind sie richtig flott. Der Schafskopf wird über dem Feuer gebraten. Um an das Gehirn zu kommen, schippelt der Mann an den Ohren rum. Wir beobachten das Geschehen gespannt und hoffen, dass wir nicht doch noch
in die Verlegenheit kommen, Schafsaugen essen zu müssen. Wir finden tatsächlich noch jemanden, der die Tombra, das hiesige Musikinstrument spielen kann. Der Besitzer, des Packpferdes braucht eine Weile, bis er sie gestimmt hat und spielt dann für uns ein Stück. Wir applaudieren und er verlässt fluchtartig das Ger. Zu Abend essen wir getrennt. Die Besucher im Nachbar Ger und wir bei Bidan, der Olivia drängt nebenan ein paar Fotos zu machen und dann werden wir wieder weggeschickt. Wir bekommen den Schafskopf vorgesetzt, lehnen die Schafaugen aber dankend ab. Die Männer geben uns die nicht fetthaltigen Teile vom Fleisch ab. Jeder nimmt sich einen Knochen vor, die auf einem Teller liegen und die Fleischstücke werden abgeschnitten, der Rest wandert wieder auf den Teller.
Wir zeigen Fotos von unserer Tour und die Bilder von Tavan Bogd wollen alle sehen. Die Überraschung ist groß als wir die Bilder zeigen. Die erste Frau, die uns so liebenswert bewirtet hat, ist die Schwester unserer hiesigen Gastgeberin. Sie freut sich, als wir ihr die Bilder zeigen und erzählen, dass es ihr gut geht.
Der Ausflugsplan für die nächsten 2 Tage wird besprochen. Am nächsten Tag begleitet uns Bidan und führt uns zu Adlerhorsten in den Bergen und wir werden wilde Zwiebeln sammeln.
Den letzten Tag werden wir wieder alleine das Tal hinunter nach Bujond reiten. Dann gehen das Packpferd und der Schwarze an ihre Besitzer zurück.
|