So, Lola steht nun seit über drei Monaten im neuen Zuhause. Und ich muß ehrlich sagen ich hätte nicht gedacht daß meine süße Zicke irgendwann mal ruhiger werden würde.
Lola war noch nie eine Alleingängerin. Schon die Vorbesitzerin erzählte mir Geschichten über sie daß sie - wenn sie schon mal Zeit hatte zu reiten - eine Stunde mit Lola gekämpft hatte um sie überhaupt mal einen Schritt vom Hof wegzubekommen.
Das klappte allerdings nur selten nach ihrer Aussage und so mußte sie, weil sie eben nur eine Stunde Reiten eingeplant hatte, frustriert wieder absteigen und Lola auf die Wiese zurückbringen.
Gut... solche extremen Probleme hatte ich zum Glück nie mit Lola. Auch nicht am Anfang. Rückwärtsgehen, Kreise drehen usw. waren zwar anfangs immer mit von der Partie aber letztenendes gab sie sich immer geschlagen und wir konnten ab ins Gelände.
Es wurde mit der Zeit ja auch immer besser und nach ein paar Monaten gab es keine Machtspielchen mehr zwischen uns. Lediglich ziemlich flott war sie dann immer nur noch unterwegs. So auf die Art je schneller sie läuft desto schneller ist sie wieder zuhause.
Störte mich allerdings nie weil ich es genoß wenn wir mit Power allein unterwegs waren. Das steigerte ihre Kondition *

*und wir legten die Strecken doppelt so schnell zurück wie alle anderen.
Jetzt allerdings scheint es bei Lola einen Schalter im Kopf umgelegt zu haben. Ich bemerke es jetzt immer öfter bei unseren Ausritten, daß sie ruhiger läuft, viel schnaubt und sich einfach entspannt und einen auf Gemütlich macht.
Liegt es am Alter? Sie wird immerhin schon 17. Oder liegt es doch am neuen Zuhause in dem sie sich so wohl fühlt, viele Freunde hat und den ganzen Tag mit zum Teil erheblich jüngeren auf der Koppel toben kann?
Ich denke mal es liegt am neuen Stall.
Lola ist nicht mehr der Gummiball der sie mal war, kein Zappelphillip mehr, und auch sonst hat sie sich vom Gemüt her verändert.
Sie ist verschmuster geworden, genießt es wenn ich sie putze - vor allem an der Brust, da streckt sie regelrecht den Kopf in die Höhe.
Im Roundpen - nach getaner Arbeit - läuft sie mir frei hinterher wie ein Hund. Macht nur die Schritte die ich auch mache. Stupst mich höchsten mal von hinten an so auf die Art: "Und jetzt? Was machen wir als nächstes?"
Im Gelände - vor allem wenns Richtung Heimat geht - macht sie zwar immer noch einen auf Rennpferd, aber das darf sie ja auch. Und es ist ja auch normal wenn Pferde heimwärts einen Zahn zulegen.
Unsere Freundschaft ist mittlerweile auf dem Höhepunkt angelangt. Vertrauen und Respekt sind bei uns jetzt genügend vorhanden. Auf beiden Seiten. Wir haben viel voneinander gelernt und werden sicherlich noch viel voneinander lernen.
Gerade beim letzten Ausritt jetzt merkte ich ihre Veränderung wieder sehr. Ich steige ja immer noch auf mit dem Gedanken: "Mal kucken wie sie heute wieder drauf ist?" Aber diesen Gedanken kann ich allmählich ablegen.
Es war rein gar nichts. Ruhig und entspannt schnaubend ritten wir durch den Wald, nicht mal die Waldarbeiter die mit großem Elan Bäume zersägten störten sie.
Normalerweise wäre bei solch einem "Ereignis" ihr Hals immer länger geworden, ihr Körper hätte sich gespannt um immer fluchtbereit zu sein falls doch die bösen Geister aus dem Wald kommen.
Aber Null. Sie kuckte nicht mal.
Jaja, meine Lola. Sie ist tatsächlich ruhiger geworden. Und ganz ehrlich... auch wenn ich ab und zu mal meine "alte Rennsemmel" vermisse genieße ich es jetzt doch in ruhigerem Tempo durch den schönen Herbstwald zu reiten...