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Alt 30.09.2008, 07:53   #3
hutzi
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Standard Re: Ausrüstungstipps von Sattteltramps für Satteltramps

Zäumung:

Hier wird es schon vielschichtiger. Und ich möchte den geneigten Leser bitten, diese Beurteilung als eher persönlich zu betrachten, denn hier sind die Vorlieben von Reitern und Pferden doch sehr verschieden.

Glücksrad oder LG-Zaum:

Gebisslose Zäumungen sind meines Erachtens nach zum Wanderreiten gerade zu prädestiniert. Da die Pferde lange unter dem sattel sind, muss man sich unweigerlich der in den letzten Jahren auch in den Medien diskutierten Frage stellen, ob ein Gebiss im Pferdemaul noch zeitgemäß ist, gerade bei Anstrengung über einen längeren Zeitraum. Hierzu gibt es unglaublich viel Literatur, daher spare ich mir das WARUM.
Außerdem erleichtert es den Pferden das Fressen und Saufen unterwegs.
Mein Pferd mag schlicht kein Gebiss im Maul. Er zieht, zerrt, lehnt sich auf die Hand, dann wieder taucht er ab oder rollt sich auf. Hackamore ist auch nichts, denn er reagiert so empfindlich, dass bereits die blose Erschütterung der Hebel beim Traben ihn mit dem Kopf schlagen lässt.

Die Lösung für uns: Das Glücksrad.
Ein gebissloser Zaum in Form von 2 Rädern mit je 6 Speichen. In die jeweiligen Zwischenräume werden Backenstücke und Zügel eingeschnallt. Nasen- und Kinriemen gehören zum Zaum und sind aus stabilem Leder. Der Kinriemen ist austauschbar gegen eine Kinkette. Die Idee ist, dass durch das Annehmen der Zügel die Räder leicht gedreht und somit ALLE eingeschnallten Riemen angezogen werden. So ensteht eine gleichmäßige Einwirkung auf Nase, Kin und Genick. Da es primär mal keine Hebel gibt, ist die Wirkung 1 zu 1 und wird nicht unkontrolliert verstärkt. Zusätzlich ist eine seitliche Einwirkung gegeben. Die meisten Pferde reagieren sehr positiv darauf und nehmen diese Art der Zäumung gerne an.
Für den Reiter ist die Umstellung gering. Vom Gefühl der Hilfengebung einer Wassertrense ähnlich, sodass man sich nicht umstellen muß.
Die sehr präzise Wirkweise ermöglicht auch Dressur oder Springen auf hohem Niveau (Im Gegensatz zu Nasenband, Bosal oder ähnlichem).

Es gibt die Möglichleit, mit wenigen Handgriffen Shanks (Hebel) anzubauen, was aber, wenn überhaupt, nur fürs Gelände sinnvoll erscheint. Meine persönliche Erfahrung ist, dass die Shanks einige Vorteile, die ich so gut finde, zu Nichte machen.

Da ich grundsätzlich glaube, dass es nie etwas gibt, was für ALLE Pferde geeignet ist, finde ich es sehr positiv, dass man auf der Homepage von Frau Lehmenkühler, der Erfinderin, Einen Zaum zum Testen anfordern kann. Einige Reitsportgeschäfte bieten dies ebenfalls an. Und ich empfehle Euch, dieses Angebot wahr zu nehmen.
Auch lege ich Euch das Buch von Frau Lehmenkühler ans Herz; "Anspruchsvoll Gebisslos Reiten" , darin gibt es fundierte Infos über die Wirkunsweise, die Anwendung und vor allem, medizinische Hintergründe.

Der Preis für das Glücksrad liegt bei knapp 100€, also auch nicht teurer als ein gutes Gebiss.

Fazit: Sehr Empfehlenswert, allerdings testen!
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