Gottardo
Oder wie man aus einem viertäger einen 3 Täger macht. Wir fahren statt am Mittwoch erst am Donnerstag morgen, da die Pat mit Fieber im Bett lag. Aber am Morgen scheint alles soweit in Ordnung zu sein. Wir fahren nach Andermatt am Fusse des Gotthard Gebirges und starten unsere Tour Richtung Wallis über den Furkapass. Es ist trüb und regnerisch, so dass wir entscheiden nicht den aufgeweichten Wanderweg zu nehmen sondern die wenig befahrene Passstrasse. Wir folgen ihr bis zur Passhöhe und nach einer kurzen Rast folgen wir dem Wanderweg der aber aprupt an zwei Tunnels endet, da der 2 m hohe Schnee die Tunnelröhre blockiert. Wir müssen kehren und wir steigen quer über die Halde in mehreren Flussläufen hinunter zur Bahn und folgen später dann wieder der Strasse hinunter nach Gletsch. Das Wetter lichtet sich langsam und wir hoffen, dass es morgen besser sein wird. Wir nehmen wieder einen Wanderweg und kommen runter zur Rotte, dem Quellfluss der Rhone. Wir folgen der Rotte bis nach Geschinen und werden dort schon von den Kämpfens erwartet. Wir spritzen die Pferde ab am Stall und setzen uns zu einem herrlichen Fondue an den Küchentisch. Später gehen wir hinunter zum Mösli, wo die Pferde im Wald hinter dem Holzhäuschen stehen, in dem wir schon einmal auf unserer Swisscrosstour genöchtigt haben.
In der Früh geniessen wir einen Kaffee und Brot und der Tag lässt sich schon viel besser an, als der gestrige. Wir folgen der Passstrasse den Nufenen hinauf und nehmen den alten Säumerweg, auf dem schon im Mittelalter Käse (Sprinz) aus der Schweiz nach Italien und von Domodossola Wein und Oel in die Schweiz gebracht wurden. Der Pass wurde schon von den Römern genutzt und ab und zu findet man nach steinerne Zeugen ihrer Ingenieurskünste. Der Tag ist mild und nur leicht bewölkt und wir freuen uns endlich den Corno Pass machen zu können. Es ist erst der dritte Versuch, diesen Pass zu machen, er liegt am Fusse des Griessgletschers und ist ein faszinierendes Gebiet, das ich auf meinem ersten Alpenritt von Schaffhausen nach Bellinzona 2004 kennen gelernt habe. Damals sind Flash und ich die knapp 200 in 5 Tagen gegangen.
Oben auf der Passhöhe sind Bagger am Werk, so dass wir den Wanderweg nehmen müssen, aber es ist unproblematisch und wir gelangen auf die Höhe des Passes, von wo wir eine herrliche Sicht auf den Gletscher und den Griesssee haben. Wir geniessen die Aussicht und nehmen dann den Weg zum Corno unter die Hufe. Auf der Nordseite und unten im Tal liegt noch Eisschnee, nur auf der Südseite, ist der Hang schneefrei und gut zu gehen. Wir gehen Richtung Westen auf einer Moräne links von uns Schneefelder und rechts kleine Gletscherseen. Bald ist die Corno Hütte erreicht und von dort nehmen wir den kürzesten Weg hinunter ins Tal, da wir noch das Val Tremola zum Gotthard hinauf machen wollen und Pat wegen ihrer Erkältung nicht 100% fit ist. Der Aufstieg nach Villa ist kräftezehrend und schweisstreibend, aber oben können wir in 1900 m Höhe dem ganzen Bergrücken entlang traben und haben eine perfekte Aussicht bis nach Airolo hinunter. Leiter geht ein eiskalter Wind und wir sind völlig durchfroren. Wir folgen dem Weissen Weg oberhalb des Val Tremola. Er folgt der Passstrasse die im hier oben im offenen Tunnel zum Pass führt. Als wir endlich das Gotthard Hospiz erreichen und im Windschatten des Berges wieder Richtung Osten gehen, lichtet sich der Nebel, der Wind lässt nach und es wird uns wieder etwas wärmer. Wir suchen nach einem Nachquartier, aber keine der Almhütten ist offen und die steil abfallenden Wiesenhänge laden nicht gerade ein, die Pferde dort auf zu zäunen. Endlich nach einer Stunde kommen wir zu einer Almhütte, die offen ist und wir zäunen die Pferde ein. Es ist niemand da und wir kriechen in die Schlafsäcke um endlich wieder etwas Wärme in unsere Glieder zu bringen.
Am nächsten Morgen sind wir früh schon unterwegs, lassen die Pferde grasen, den die Nacht war kalt und es gab nur wenig Kraftfutter. Der Weg heute ist der mit den meisten Höhenmetern und im Tessin sind die Berge harsch und ruppig. Wir folgen dem Weg dem Bergrücken entlang und steigen über einen schmalen Waldweg ab ins Tal. Die Dörfer sind leer und die einzelnen Rusticos nur noch zu Ferienzwecken genuzt. Wir kommen zum Fahrweg und reiten das Tal hinauf Richtung Pian Bornengo, dem Uebergang, der uns zur SAC Hütte bringen soll. Es ist die einzige schwierige Passage im ganzen Treck, aber wir haben diese Schwierigkeitsgrade schon oft gemeistert.
Der Weg führt über einige Geröllfelder und die Pferde gehen gut voran. Wir klettern den Wiesenweg steil bergauf und an einer Felspassage rutscht Flash plötzlich aus und schlittert über den Fels hinunter. Unten richtet er sich auf, schüttelt sich und fängt an zu grasen. Er blutet aus mehreren Schürfwunden aber es ist alles heil. Trotzdem, wir brechen ab, das Risiko ist zu gross, er ist nicht so fit, wie er sein sollte, und als wir ihn den Berg hinab führen, fängt er an zu lahmen. Wir umgehen die Geröllfelder quer über die Wiese und gelangen zum Gletscherbach, wo wir ihn erst mal für 30 Minuten hineinstellen. Er bekommt eine Spritze mit einem Entzündungshemmer und Schmerzmittel, damit er den Weg hinunter ins Tal so schmerzfrei wie möglich gehen kann.
Er hat einen Beschlag verloren, welchen wir erneuern, sobald wir wieder auf dem breiteren Fahrweg sind. Dort verbinden die Wunden und in 90 Minuten führen wir die Pferde hinunter nach Airolo, wo wir sie bei einem Bauern, denn wir dort kennen aufstallen. Wir gehen etwas Essen und ich nehme den Zug nach Andermatt, um das Auto zu holen.
Nachtrag: Flash geht es gut.... heute ist seine Stute von der Deckstation zurück gekommen, und er ist schon wieder ganz Hengst obwohl ihm wichtige Teile fehlen.
Fotos zum Bericht: