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2012 07 Kirgisien
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14.08.2012, 11:16
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#1
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Erfahrener Benutzer
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Wunderbare Reportage eines Pferdelandes aus der Sicht eines Reisenden zu Pferde.
Vielen Dank Dir und noch weitere schöne Tage!
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14.08.2012, 12:26
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#2
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Erfahrener Benutzer
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Bei unserem abendlichen Gespräch konnten einige Sachen geklärt werden. Die gestrigen 51 km und 2800 hM kamen zustande, weil ich Munarbeks Bruder bzw. sein Französisch nicht verstanden habe, Munarbek aber meinte, ich hätte mein Einverständnis zur Streckenlänge seinem Bruder gegeben. Dann stellt sich heraus, dass bis auf die zwei Pferde, die wir heute bekommen haben,alles von anderen lokalen Pferdebesitzern zugemietete Pferde sind, da der gute Munarbek zu viele Kunden hat. Dann sind wir die ersten überhaupt, die die Pferde mal ungesattelt zu Gesicht bekamen, alle anderen Reiter bekommen die Pferde gesattelt vorgesetzt und auch das Absatteln übernimmt der Wrangler, während die Gäste bereits gemütlich Tee schlürfen. Bisher hat er sich noch nie Gedanken darüber gemacht, warum die Widerriste offen und die Rückenmuskulatur jeden Sommer verschwindet. Im Frühjahr sei sie ja wieder da, so wo liegt das Problem ? Die Tradition dieses Landes hat halt einfach ein etwas weniger differenziertes Verständnis für die Sache Pferd. Aber er ist bereit zu lernen und versteht auch, dass letztendlich bessere Pferde auch zu mehr Kundschaft führen. Und da es nicht sehr aufwändig ist, Heu für die Pferde zu bekommen verspricht er sich besser darum zu kümmern. Er hat keine Ahnung davon, wie viel ein Pferd unter Höchstleistung zu Fressen braucht und ist sehr interessiert mehr darüber zu lernen. Unter Zuckerbrot und Peitsche machen wir ihm klar, dass er da was ändern muss, ich glaube ihm erst mal und hoffe, das es was fruchtet. Die hiesigen Pferde, allesamt im Arabertyp sind im Gegensatz zu den Mongolenpferden sehr leistungsbereit und gehen bis sie umfallen. Und genau das ist es, was ihnen auch die Uebervorderung beschert. Die Mongolenpferde hätten Munarbek und seinen Kunden längst den Stinkefinger gezeigt. Mit den beiden neuen Pferden von Munarbek, sind wir jetzt einigermasen ausgestattet und können unseren Trek an Son-Kol beginnen.
Wir können ausschlafen, alle zusammen in der Jurte wird es eng aber es geht trotz unserem ganzen Gepäck und unseren ausgebreiteten nassen Klamotten. Wir hoffen, dass alles wieder etwas trockener wird. Am Morgen regnet es zwar nicht aber die Sonne kann sich auch nicht wirklich durchsetzen. Die 2 neuen Pferde von Munarbek sehen recht gut aus, müssen jedoch neu beschlagen werden. Der Beschlag ist wieder mit sehr hohen Stollen versehen, so dass man tunlichst schauen sollte die Pferdefüße nicht auf die eigenen zu
bekommen.
Ich muss auch meine Steigbügellänge verändern und so vergeht der Vormittag mit dem Richten unseres Gepäcks. Es regnet immer wieder und so werden unsere Schuhe auch nicht wirklich trocken und die Jurte ist auch nicht dicht. Da die Hirten in einem neuen Zelt leben ist die Pflege der Jurte leider etwas vernachlässigt worden. Wir beobachten das Treiben der Nomaden beim Käse machen, probieren die Joghurt Bällchen und außer Szolt kann sich von uns niemand damit anfreunden, denn sie schmecken streng und das Gefühl gerade einen Klumpen Salz mit Teig im Mund zu wälzen, lädt nicht zur Wiederholung ein. Frischen Ayran gibt es leider nicht. Wir bekommen Bratkartoffeln zu Mittag und Murnabek kommt mit dem restlichen Gepäck für Baktiar und bringt eine große Melone mit, die wir rasch vertilgen.
Wir entscheiden heute noch ein paar Kilometer in den Berg zu reiten, damit unsere Pferde besseres Grasbekommen. Eine französische Familie kommt den Berg platschnass runter und zieht sich rasch um. Sie kamen in einen Hagelschauer auf dem Pass,über den wir morgen drüber wollen. Murnabek zeigt mir seinen Appalousa. Die Pferderasse stammt ursprünglich aus dem kirgisischen Grenzland zu China und kam ganz mit Marco Polo nach Europa und von dort nach Amerika, wo sie durch die Nez Perce Indianer weiter gezüchtet wurden. Der Name kommt von Paloose River, wo diese Indianer zu Hause waren, und aus at Paloose wurde dann im Laufe der Zeit Appaloosa.
Gegen 15 Uhr ist alles gepackt und wir sind startklar. Olivia hat ihren, für sie unbequemen Passgänger abgegeben. Später erklärt mir Baktiar, dass in Kirgisien diese Pferde extra für Passrennen gezüchtet werden und er das Pferde gerne reitet. Szolt hat sein Pferd gegen den neuen Schwarzen mit Namen Terminator getauscht. Mal sehen ob das gut geht? Die Schlucht wird eng und die Sonne kommt raus und strahlt die nassen Bergweiden an. Mein Pferd lässt sich bergab nur ziehen und deshalb entscheide ich mal wieder auf zu sitzen. An einem steilen Aufstieg aus einem Bachlauf kommt er mit der Hinterhand nicht hoch und kann mein Gewicht nicht hochstemmen. Er dreht wie auf einer Briefmarke um und kletter die Böschung wieder runter. Ich steig ab. Der arme Kerl braucht definitiv eine Pause. Wir kommen auf eine Wiese mit Knie hohem Gras auf das sich unsere Pferde stürzen. Wir beschließen hier zu bleiben, damit die Pferde sich sattfressen und weiter ausruhen können. Peter macht Wasser heiß und es gibt die 2. Trekkingmahlzeit. Es ziehen dunkle Wolken auf und wir verkriechen uns zum Nachtisch ins Männerzelt. Dort besprechen wir mit Bopon nochmals den vorigen Tag. Es fängt an zu regnen und zu stürmen. Graupel und Hagelschauer übertönen das Rauschen des Baches.
Geändert von Alpentrekker (14.08.2012 um 12:32 Uhr)
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15.08.2012, 05:26
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#3
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Erfahrener Benutzer
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Na das ist ja was,
Bin gespannt auf Fortsetzung!
Danke für den ausführlichen Bericht
__________________
Wer hinter den Hunden reitet, kann nicht vor die Hunde gehen!
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15.08.2012, 19:34
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#4
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Erfahrener Benutzer
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Absolut faszinierend. Bitte weiter berichten.
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16.08.2012, 06:49
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#5
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Erfahrener Benutzer
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Servus!
Sehr interessanter Bericht, danke!
Allerdings muß ich schon etwas Kritik anbringen. Solange sich Reitgäste dann trotzdem auf solch arme Tiere setzten, wird sich an deren Situation wohl nichts ändern. Mir ist schon klar, daß es eine schwierige Entscheidung ist, die auch mit Kosten verbunden wäre, aber ICH hätte abgebrochen.
LG gerald
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16.08.2012, 10:06
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#6
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Erfahrener Benutzer
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Wir nächtigen auf 2900 m ü. M. Es regnet, schüttet, schneit und klart auf. Das ist das was uns am morgen erwartet. Keiner hat wirklich Lust aufzustehen. Ich bringe den anderen das Frühstück ans Zelt und versuche die Lage zu besprechen. Zurück in Munarbeks Lager und in der Jurte auf besseren Wetter warten? Nicht wirklich gemütlich dort, da die auch nicht dicht ist. Hier abwarten und hoffen, dass das Wetter bessert? Immerhin, haben die Pferde hier ausreichend Gras. Und eine weitere Pause wird ihnen gut tun. So harren wir der Dinge, dösen vor uns hin, warten die Regenpause ab um das örtliche WC zu besuchen. Baktiar bekommt von Pat ein paar trockene Socken, da er nur ein paar dabei hat und die, wie unsere auch, klatschnass sind. Gegen Mittag hört es mal wieder auf und Pat macht den Vorschlag doch auf zu brechen. Sie klärt mit unseren 2 Guides ab, was wir für Chancen haben, über denPass mit seinen 3500 m zu kommen?
Fazit wir starten ohne Mittagessen, packen schnell unsere Pferde und ziehen dem Pass entgegen, so lange es noch einigermassen trocken ist.. Dort oben hat es an die 10-20 cm Schnee hingelegt. Die Sonne lässt sich blicken und so können wir dem ganzen noch eine schöne Bergwelt wie im Winter abgewinnen. Die Pferde klettern wie Gämsen den Hang hoch und das noch mit den Stollen in den Eisen und manchmal bis 15 cm hohen Schneeblöcken darin, aber sie sind sehr trittsicher und schaffen es fast mühelos uns da hoch zu tragen. Unterwegs sehen wir auf einem Stein skytische Felsmalerein. Nach knapp 1,5 Stunden stehen wir auf dem Pass Jaisan 3506 m. Es zieht wieder zu und der Abstieg sieht deutlich schlimmer aus als der Aufstieg. Wir entscheiden ein anderes Tal zu nehmen und klettern die andere Seite runter und es ist wie im April, Sonnenschein wechselt mit Regen. Wir bekommen traumhafte Ausblicke auf die Bergwelt mit Regenbogen im fernen Tal. Selbst Bopon steigt nun mal ab bei diesem Weg. Wir kommen ins Tal Suu Samyr und fragen an einer Jurte, ob wir bleiben können. Wir stellen unsere Zelte auf und werden hervorragend in der Jurte bewirtet mit Chai (Tee), Brot, Marmelade und Sahneähnlichem. Der Mann Kojokan lädt uns zum Abendessen ein. Wir bekommen Grechka, ähnlich dem Plov aber mit Buchweizen. Wir haben einen netten Abend bei der Familie. Die 2 Frauen werden eingeladen in der Jurte zu schlafen, doch da hier viele Leute waren zogen sie es vor wieder im Zelt zu schlafen.
Samstag, 28.07. Suu Samyr 25 km; 200 hm
Wir waren zu optimistisch, es regnete wieder die ganze Nacht . Wir bekommen Frühstück in der Jurte und die ganze Familie hilft unsere Pferde fertig zu machen. Olivia tauscht mit Zsolt das Pferd, da dieser mit Terminator nicht wirklich glücklich ist. Im Hintergrund glitzern die weißen Berggipfel und wir ziehen im Tal entlang, kommen immer wieder an umherziehenden Pferde- und Schafherden vorbei. Zum Mittagessen kommen wir in einer Jurte vorbei und nun hat sich auch endlich die Sonne durchgesetzt und so sieht das Leben wieder rosig aus und auch die Schuhe werden langsam wieder trocken. Die Frauen können sich von den Plastiktüten, die sie über die Socken gezogen haben, trennen. Am Abend kommen wir wieder an einen Idyllisch gelegenen Bachlauf, nur mit dem Gras für die Pferde sieht es mager aus. Peter geht mit Baktiar die Lage weiter unten checken und evt. Wasser holen falls wir nicht unten bleiben können. Doch wir werden von einem ehemaligen Lehrerehepaar eingeladen zu bleiben. Die Pferde werden versorgt und nun kommt die 1. böse Überraschung, Baktiars Pferd ist am Rücken offen. Da die Verschnürung des Sattelsitzitzes durchgesessen ist, drückt der Sattelgurt direkt auf die Wirbelsäule des Pferdes und und hat dort eine offene Stelle verursacht. Ich schmiere meine Gallsalbe drauf und wir entlassen die Pferd erst einmal. Wir nehmen ein Bad im Bach, wer weiß wann wir wieder dazu kommen bei dem schönen Wetter. Die Frau Gulzat spricht fließend Englisch und auch ihr Mann Marat versteht einiges. Sein Vater Hassam Toktogonov ist Dolmetscher und Uebersetzer für Deutsch und in Kirgisien sehr bekannt durch die Bücher, die er übersetzt. Gulzat erklärt uns, warum sie nicht mehr unterrichtet. Sie wurde von ihrem jetzigen Mann aus der Uni entführt und geheiratet (dieser Brauch ist heute verboten) und lebt nun in den Bergen mit ihm und versorgt die Tiere. Sie hat ein Talent zu unterrichten und es ist schade, dass sie das nun nicht mehr tun darf, aber sie musste sich ihrem Mann beugen und hier scheint sie nicht unglücklich zu sein. Sie haben regelmässigl Besuch aus Deutschland, und ihre Jurte ist eine der best ausgestatteten, die wir bis her zu Gesicht bekamen. Ihr Mann kümmert sich rührend um sie und es scheint auch so, dass hier die Rollenverteilung etwas flexibler gestaltet wird. Zumindest ist meist er beim Melken anzutreffen und sie gibt zu, die Stuten nicht gerne zu melken, da sie Angst vor ihnen habe. In der Familie gibt es einen berühmten Sänger und ein grosses Plakat von ihm hängt in der Gästejurte. Wir versuchen ein Schafffell oder ein Ersatzpferd zu bekommen, aber beides scheint nicht möglich zu sein. Schaffelle gibt es nicht, da diese sofort verkauft werden, und Pferde werden an Fremde nicht vermietet, da man ihnen gegenüber zwar sehr offen, aber auch misstrauisch ist. Der Kauf ist nicht möglich, weil nur Hengste geritten werden, und dann die Stuten ohne Beschützer von anderen Hengsten vertrieben werden. Wir bekommen zum Abendessen um 22 Uhr Traditionelles Bish Bermek, 5 Finger Essen, das aus Schaffleisch mit Nudeln besteht. Es ist fast wie in Spanien mit den Abendessenszeiten.
Geändert von Alpentrekker (16.08.2012 um 10:14 Uhr)
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16.08.2012, 13:14
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#7
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Benutzer
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Zitat:
Zitat von gerald
Servus!
Sehr interessanter Bericht, danke!
Allerdings muß ich schon etwas Kritik anbringen. Solange sich Reitgäste dann trotzdem auf solch arme Tiere setzten, wird sich an deren Situation wohl nichts ändern. Mir ist schon klar, daß es eine schwierige Entscheidung ist, die auch mit Kosten verbunden wäre, aber ICH hätte abgebrochen.
LG gerald
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Ein nicht unberechtigter Einwand.
Was hätte es tatsächlich gebracht?
Alpentrekker und Co. wären verärgert nach Hause - da wäre eine kleine Welt wütend gewesen, und als wohlhabender Mitteleuropäer hätte er irgend einen andern Ritt gemacht.
Die Kirgisen hätten sich geärgert, und die Pferde weiterhin für den Tagestourismus eingesetzt. Und hätten umso mehr darauf geachtet, dass bloss niemand beim Satteln und Absatteln dabei ist.
So aber hat es wiederholte, für den Anbieter unangenehme Diskussionen gegeben, er musste neue Pferde organisieren, Extrafahrten hin und her machen, und vor allem musste er sich anhören, was akzeptiert wird, und was auf gar keinen Fall, und er bekam Lösungsvorschläge. Somit ist doch zu hoffen, dass sich was ändern könnte. Ich denke, der ganze Tourismus muss sich in den Ländern doch erst entwickeln, die Leute müssen Erfahrungen sammeln.
Ich weiss nicht, wie ich vor Ort reagiert hätte, aber von dem her, was ich bisher gelesen habe, denke ich, dass die Gruppe vertretbare Kompromisse erkämpft hat.
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16.08.2012, 13:46
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#8
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Sonntag, 29.07. Pausetag
Wir schlafen alle in der Jurte und morgens hat sich die Wetterlage geändert. Die Sonne strahlt vom tiefblauen Himmel. Wir warten auf das Frühstück und haben die Option bei einem Reiterspiel zuzuschauen, das mittags sein soll. Ich möchte eigentlich lieber weiter bei dem schönen Wetter, doch die Aussicht live beim Buzkashi bzw. auf Kirgisisch Keuk beurü zuzuschauen hat was für sich. Da Baktiars Pferd den offenen Druck hat, fällt die Entscheidung so aus, dass wir bleiben, die Pferde etwas Pause haben und wir das Pferde verarzten können. Rivanol und Honig tun ihr übriges, doch der offene Druck braucht eigentlich viel zu lange um zu heilen. Ich reite mit Bopon auf den Berg hoch, um dort mit Murnabek zu telefonieren und zu klären, ob wir ein anderes Pferd bekommen können. Keine Chance, er hat keine mehr und vor Ort bekommen wir auch keine.
So faulenzen wir vor uns hin, spielen UNO und ruhen uns nach dem Mittagessen aus. Als um halb 4 fangen wir unsere Pferde an zu richten. Es ist halb 5 als wir loskommen. Ohne Gepäck sind unsere Pferde deutlich flotter und kurz nach 5 sind wir auf dem Rennplatz. Es geht wild zu und wir verstehen nicht wie das Spiel abläuft. Baktiar kommt mit Marat nach und so fehlt uns der Übersetzer. Wir sehen zu, wie die Männer versuchen den toten Lammkörper von ca. 30 kg vom Boden aufzunehmen und unter das rechte Reiterbein geklemmt auf ihren Punkteplatz bekommen wollen. Es spielen immer 2 Teams gegeneinander. 3 Reiter beschützen den Kadaverträger, 4 attakieren ihn, und versuchen das Tier zu entreissen. Immer wieder gelingt es dem Reiter mit der Ziege zu entkommen, aber da er doch an den Punkt muss, um seine Beute zu deponieren, hetzen die anderen ihm nur anfangs nach und kehren dann zurück, um zu warten bis er im wilden Galopp wieder angestürmt kommt. Statt zu blocken, versuchen die Gegner an seine rechte Seite zu gelangen und ihn abdrängend von der Ziege zu befreiten, um dann ihrerseits ihren Deponiepunkt anzusteuern. Viel Geschrei und voller Körpereinsatz, die Ziege wird im vollen Galopp vom Boden aufgehoben und auf den Sattel gehievt, Peitschenhiebe auf den Gegner und sein Pferd, wildes Getöse.
Die Pferde werden richtig heiß gemacht und jagen in einem Wahnsinnstempo über die weiten Ebenen. Ab und an gibt es blutige Lippen bei Ross und Reiter. Wenn es einen Punkt gegeben hat, sprich der Tierkörper am richtigen Ort abgelegt wurde gab es wieder eine Pause, in der reichlich Wodka floss. Olivia und Pat bleibt der Wodka als einzige Frauen auf dem Spielfeld erspart. Wir Männer mussten allerdings mehrmals den Genuss von Kumis, gewürzten Fettwstreifen und Wodka über uns ergehen lassen. Auch mussten wir immer wieder der rasenden Menge ausweichen, um nicht in der Hitze des Gefechts über den Haufen gerannt zu werden. Wir beschlossen wieder auf die Pferde zu steigen um Notfalls dem Tumult schnell ausweichen zu können. Wir sehen auch einige Jährlinge und 2jährige, die auch bei diesem wilden Spiel schon geritten werden. Das ist kein schöner Anblick, wenn auch die Reiter nur leichtgewichtige Kinder sind. In früheren Zeiten war das bei uns ja auch nicht anders. Als Höhepunkt preschen die Männer in vollem Galopp in den Fluss, die Pferde müssen schwimmen und und auf der anderen Flussseite gehts im gestrecken Galopp weiter und zurück, das gleiche Spiel noch einmal.
Olivia war mit ihren blonden Haaren immer wieder begehrt fürs Fotoshooting mit den Männern. Wir reiten in der Abenddämmerung wieder heim und lassen unsere Pferde flott galoppieren.Das Abendessen wird uns allerdings erst serviert, wenn der Herr des Hauses zurück ist. Zsolt bekommt eine heftige Erkältung und will noch einen Wodka, doch Olivia meint er hätte eh schon genug am Spielfeld gehabt. Es gibt ein weiteres Nationalgericht: Kurdak, was aus Fleisch, Innereien und Kartoffeln besteht, es schmeckte sehr gut, etwas schwer, denn es war arg fettig.
Montag, 30.07. Suu Samyr – Hochebene 28 km; 1000 hm
Um 7:30 gibt es Frühstück und bald sind auch unsere Pferde fertig gesattelt.Ich packe mit Bopon und Zsolt das Packpferd und sind schon geübt darin. Baktiar muss ohne Sattel weiter reiten. Auf dem dünnen Pferd sicher keine Wohltat. Wir verabschieden und sehr herzlich mit einem Jong Rachmat, vielen Dank, von unseren Gastgebern. Wir folgen nun einem anderen Bachlauf in ein enges Tal, das uns von dem großen Tal und der Strasse wegführt. Hier hinten sind immer weniger Hirten zu sehen. Die Sonne brennt vom Himmel und so ziehen wir stundelang durch die Hochebene. Die Blumenpracht ist herrlich und die Wiesen wechseln immer wieder die Farben, je nachdem was gerade am meisten blüht. Ab und an treffen wir auf einen Hirten und ein paar Pferde, die am Bachlauf stehen. Ansonsten haben wir Gesellschaft vieler Mücken und Pferde stechenden Insekten. Bopon möchte Pause machen, um Fische zu fangen. Doch er hat kein Glück. Wir schauen gespannt dem Schauspiel zu. Wir ziehen über die bunten Wiesen, im Hintergrund sehen wir schneebedeckte Berggipfel hinter denen irgendwo unser Ziel, der Son Kul, liegt.
Wir kommen nach 28 km an einen schönen Bachlauf, wo es viel Gras hat und wir beschließen hier zu bleiben. Hier fängt Bopon dann doch noch 2 Fische. Wie er die gegessen hat? Gekocht hat er sie sicher nicht und Feuer machen konnte er auch nicht. Wir können wieder baden gehen, fast zuviel aufs mal, genießen die Sonnenstrahlen und spielen UNO mit warmem Chai, während ich das Wasser fürs Abendessen heiß mache. Auf die vielen stechenden Schnaken hätten wir gerne verzichtet, doch die witterten fette Beute und
frisches Blut an uns und unseren Pferden. Die Nacht verspricht kalt zu werden. Wir schlafen auf 3000 m.üM.
Geändert von Alpentrekker (16.08.2012 um 14:51 Uhr)
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