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2012 Kirgistan Celestial Mountains 2. Woche
Mittwoch, 01.08. Tonok – Kara Kul Valley 30 km
Wir sprechen mit Bopon und der ist einverstanden. Ich telefoniere lange mit Murnabek,und er erklärt sich einverstanden. Die Frage ist nun, wer trägt die Verantwortung für sie Pferde, falls denen was geschieht. Die Frage dieses Risikos, war der Grund warum ich mich einverstanden erklärt hatte, Bopon mit zu nehmen, denn damit war dieses Risiko auf ihn abgewälzt. Dies und das Versprechen, dass er für Ersatzpferde sorgen könnte, was wir jetzt gelernt haben, schlicht weg nicht funtioniert hat. Nach zähen Verhandlungen einige ich mich mit Munarbek, dass er das Risiko für seine 2 Pferde zu 100% trägt und wir uns das Risiko für die restlichen 3 50:50 teilen.
Bopon zeigt uns noch mals, wie die Pferde zu hobbeln sind und dann verabschieden wir uns von den Gastgebern, die dann den Preis doch noch auf 8.33 Euro angehoben haben wollen. Wir erinnern an die getroffene Vereinbarung mit der Tochter und nachdem die Mutter eingelenkt hat, legen wir ein Taschenmesser drauf und alle sind happy.
Wir reiten gemeinsam zum Fluss, um Zentrum des Dorfes, um die Pferde zu tränken und in den verschiedenen Läden einkaufen zu gehen. In einem gibt es nur Mayonnaise und Bonbons und im nächsten Wurst und Fleischwaren hauptsächlich in der Dose. In einem Laden am Ende des Dorfes gibt es Benzin in vertrauenserweckenden Plastikflaschen mit der Aufschrift MILK und im übernächsten Brot und Wodka. Viel gibt es nicht und so braucht es seine Zeit bis wir alles beisammen haben und uns endgültig von Bopon verabschieden und dem Kapkul Fluss ins gleichnamige Tal folgen. Die Sonne wird leider schon wieder von Wolken verdrängt aber wenigstens bleibt es trocken und nicht zu heiss. In diesem fruchtbaren Tal kommen wir immer wieder an Getreidefelder vorbei und hier wird auch Heu gemacht, das noch als Ballen gepresst auf der Wiese liegt. Ein Reiter kommt angalloppiert und sein Pferd hätten wir sofort mitgenommen. Wir fragen ihn ob er es verkaufen würde, aber er meint nein. In dem Tal das etwa 30 km lang ist liegen 2 Höfe, er ist der Sohn des Eigentümers. Wir treffen ihn später wieder, er hat seinen Hengst nun vor den Pflug gespannt und zieht langsam seine Furchen. Er ruft Bachtiar und erklärt ihm, dass der Vater dieses Hengstes noch grösser und kräftiger sei und er ihn uns verkaufen würde. Bachtiar rät jedoch ab, denn der Henst soll schon älter sein.... und das bedeutet, dass er vermutlich alt und krank ist.
Die Pferde haben sich gut erholt und da Baktiar nun keinen wunden Hintern mehr befürchten muss, können wir das langgezogene Tal entlang traben und kommen gut voran. Wir kommen endlich in hügeligeres Gefilde und haben 30 km zurückgelegt, bevor wir ein schönes Camp und ausreichend Gras für die Pferde auf 2400 müM. finden. Die Sonne zeigt sich wieder und wir genießen eine herrliche Aussicht auf die bunten Bergwiesen beim Abendessen. Die Pferde werden an 3 Beinen gehobbelt, da sie uns nach dem Absatteln zu schnell abgehauen sind und 2 werden zusätzlich noch an herbeigeschleiften Steinen angebunden. Wir spielen noch eine Weile UNO um auch die Pferde zu beobachten. Zsolt hat sich wegen der Schnaken ins Zelt zurückgezogen und geht nun auf Schnakenjagd im Zelt. Auf unseren Komentar hin meint er nur, er sei dabei, das Wohnzimmer zu putzen. In der Nacht werde ich öfters wach, um nach den Pferden zu sehen.
Donnerstag, 02.08. Kara Kul – Schwarze Hand Tal
Ich stehe früh und schaue nach den Pferden. Die 2 angebundenen finde ich, eine weiteres steht in der Nähe und 2 liegen daneben, verborgen im tiefen Gras und das letzte wird sicher in der Nähe sein. Mein Magen rumort etwas und so nehme ich nochmals von den Hefe-Kohletabletten die diese Woche schon mal ihre Wirkung getan haben. Pat packt ihr Gepäck um, denn ihr Pferd hat eine dünne Stelle am Widerrist und sie will den Druck vorne wegnehmen. Die Knubbel, die es über den ganzen Körper verteilt hat, werden immer noch nicht wirklich besser und sie startet einen weiteren Versuch, der dann endlich Wirkung zeigt und die Knubbel ziehen sich endgültig zurück. Die Landschaft wird wieder spannender. Hinter den grünen Hügeln lassen sich weiße Gletscherberge erkennen und so ziehen wir auf der rechten Flussseite entlang.
Donnergrollen in der Ferne. Es sieht nach einem heftigen Gewitter aus und Olivia will deswegen zuerst keine Rast machen, doch als Zsolts Pferde ein Eisen verliert, müssen wir Halt machen und ich beschlage das Huf neu. Das Gewitter verzieht sich in die andere Richtung und wir kommen an die Brücke....... aber da ist nur ein 30 cm breiter Stahlträger, der Rest ist in den letzten 20 Jahren verloren gegangen. Und wir wissen, unsere Pferde kriegen wir da nicht drüber und zum Furten ist der Fluss zu schnell und zu tief.
So ziehen wir auf der rechten Talseite weiter und können immer wieder die Jurten auf der anderen Talseite sehen. Baktiar spricht irgendwann mit einem Fischer, der meint, die nächste Brücke sei weit weg. Trostreiche Information. Lassen wir uns überraschen! Wir kommen 2 h später an eine weitere Brücke und kommen über den Fluss. Wir werden von einem Hirten zum Tee eingeladen, lehnen aber dankend ab, da wir nicht wissen, wie weit wir noch gehen müssen, damit wir Gras für unsere Pferde bekommen. Es hat hier viele Pferdeherden, denen wir ausweichen müssen, wegen unseren Hengsten. Allerdings ist das hier kein großes Problem, Die Hengste sind wirklich friedlich und man bekommt ab und an mal ein brummeln zu hören, wenn ihnen eine Stute besonders gefällt. Aber ansonsten merkt man ihnen nichts an. Die Pferde an sich sind anspruchslos, sehr kooperativ und leistungsbereit kommen mit dem Gras klar. Unsere 5 erholen sich langsam und bekommen dank der vielen Fresspausen und Ruhezeiten wieder etwas auf die Rippen. Die Stuten, die zum Melken benutzt werden stehen wachend neben ihren Fohlen, die angebunden am Strick in der Reihe warten, dass sie des Abends mit ihren Müttern laufen dürfen. Es gibt selten ein Gewieher zu hören. Sie sind es von klein auf gewöhnt, nur für unser Verständnis, tun uns die Kleinen leid. Die Hirten leben von der Kumys und der Stutenmilch. Kuhherden sehen wir seltener. Es ist das Land der Pferde.
Die Pferde haben ein Stockmaß zwischen 1,40 und knapp 1,50 cm und sind edler als die Mongolenponys und viel besser zu reiten. Der Schritt ist raumgreifend und auch der Trab hat Schwung und so kommen wir gut vorwärts mit unseren Pferden. Wir müssen an etlichen Herden vorbei, denn Baktiar befürchtet, dass wir ein Problem bekommen.
Endlich finden wir ein windgeschütztes Lager hinter einem Hügel, weit weg von den nächsten Herden, doch 2 Stunden später, steht auf der anderen Flussseite eine ganze Stutenherde und beäugt neugierig unsere Hengste. Baktiar besorgt bei einem Hirten 2 Pflöcke, damit wir die Pferde anbinden können und später lässt der Hirte seinen Hengst (sein Reittier) zu seinen Stuten. Stattdessen kommt der schnurstraks auf unsere Hengste zu. Es gibt ein Gequietsche und ein kurzes Gerangel, dann kommt der Hirte hinterher und scheucht den Hengst durchs Wasser zu seinen Stuten zurück. Der Henst nimmt Anlauf und springt in vollem Galopp in den Fluss um auf die die andere Seite zu schwimmen. Er schüttelt sich das Wasser ab und gut ist. Die Nacht verläuft ruhig, nur wird es wieder deutlich kälter.
Geändert von Alpentrekker (19.08.2012 um 18:06 Uhr)
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